Karlheinz Essl
Realtime Composition
Musik zwischen Komposition und Improvisation
1999
7. Wiener Tage der zeitgenössischen Klaviermusik
Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien |
Der Begriff von Komposition im hergebrachten Sinne ist mit der schriftlichen Fixierung von Musik verknüpft, wohingegen Improvisation deren momentane und spontane Realisierung anvisiert. Die Vermittlung dieser beiden Haltungen wird seit Jahrhunderten betrieben und hat zu den unterschiedlichsten Formen und Hybriden geführt, die den MusikerInnen ein spannendes Potential an schöpferischen Möglichkeiten bieten, in denen die Kreativität und Phantasie herausgefordert wird.
Die vom Komponisten Karlheinz Essl seit Beginn der 90er Jahre betriebene sog. Realtime Composition kann auch als eine neue Art der Konfrontation zwischen Komposition und Improvisation verstanden werden: Musik, die erst im Moment ihrer Aufführung mit Hilfe von Computerprogrammen entsteht.
Grundlegend dafür ist das Konzept des Strukturgenerators, das - ausgehend von Goethes Idee der "Urpflanze" und seriellen Denkkonzepten von Stockhausen und G.M. Koenig - eine intendierte musikalische Struktur als "Modell" beschreibt, welches wiederum als Computerprogramm implementiert werden kann. Aus diesem Modell können durch Veränderung seiner Systemparameter unendliche viele Varianten erzeugt werden. Da diese Manipulationen in Echtzeit durchgeführt werden können, ergeben sich ungeahnte und neue Möglichkeiten von Interaktionen zwischen Musiker und Maschine.
Als Beispiel wird die als work-in-progress konzipierte Lexikon-Sonate (1992 ff.) für computer-gesteuertes Klavier vorgestellt und auf einem Yamaha Disklavier demonstriert. Das gleiche Stück wird in dem Abendkonzert in mehreren Variationen vom Komponisten selbst gespielt, zuletzt auch in einer Duo-Improvisation mit der Pianistin Manon Liu Rennert am Steinway.
Literatur
Internet
Home | Works | Sounds | Bibliography | Concerts |
Updated: 9 Jul 2002