Karlheinz Essl

Rapprochement

or violin and cello
1992



Konzerte kurz (Thomas Gabler)
in: Neue Kronen-Zeitschrift (Wien 15.11.1992)

Im Rahmen von "WIEN MODERN" präsentierte Karlheinz Essl in einem Gesprächskonzert [in der "Alten Schmiede"] sein neues Werk Rapprochement für Violine und Cello. Das fünfzehnminütige Stück ("Annäherung"), erdacht als "Flügel" eines Triptychons, setzt sich mit dem Eigenleben und den Möglichkeiten der beiden Streichinstrumente auseinander.

Essl zieht Bilanz seiner Erfahrungen mit der Kybernetik. Mit Hilfe eines Computers erstellt er ein System des Näherkommens der Instrumente. Kompositorisch zeigt Essl mit Rapprochement bei dem zu Beginn "die Geige säuselt und das Cello klotzt" (Essl), das untrügliche Gespür für moderne Ästhetik. Ohne Dagewesenes zu persiflieren!



ANNÄHERUNG UND DISTANZ (Christian Utz)
in: Österreichische Musikzeitschrift 1/1993 (Wien 1993)

„Todverfallen ist die Geborgenheit; Chance zu überleben hat einzig das Ungeschirmte. Offene." Dieses Zitat aus Adornos Aufsatz „Tradition" stellt Karlheinz Essl der Partitur seiner neuen Komposition Rapprochement für Violine und Violoncello voran, die er zusammen mit den Interpretinnen Gunde Micko und Ulrike Rohland in der Alten Schmiede (am 13.11.1992) vorstellte. Offenheit und das Aufbrechen in Unbekanntes ist nicht nur das Thema von Essls musikalischem Triptychon, von dem „Rapprochement" der erste „Seitenflügel" ist (Hauptteil des Triptychons ist das Werk In's Offene! für Flöte, Klarinette, Violine und Cello, der zweite „Seitenflügel", Deviation, für Flöte und Klarinette ist geplant), sondern war auch Ausgangspunkt für Vortrag und Diskussion.

Die gegenseitige Annäherung (Rapprochement), die die beiden Instrumente zunächst während der fünfzehn Minuten Musik in immer neuen Formen miteinander suchten, übertrug sich dann auch sehr gut und ungezwungen auf das Gespräch zwischen dem Komponisten und den Zuhörern. Den in ihrer Klarheit beispielhaften Ausführungen Essls stellten sich die Fragen, Gedanken, Ideen der Besucher gegenüber, und Klangergebnis wie konzeptioneller Hintergrund der Komposition wurden dabei gleichermaßen anregend diskutiert. Das zunächst etwas prekär wirkende Verhältnis von eher abstrakt-gedanklichem Hintergrund, Kompositionsprozeß und klingendem Resultat gewann so zunehmend an Plastizität und Plausibilität.

Daß die ganze Welt von kybernetischen Theorien, Computersystemen und experimentellen Romantechniken zu einem sehr konkreten musikimmanenten Formdenken führen kann, bewies dann die an das Gespräch anschließende zweite Darbietung des Werkes. Gegenüber dem ersten Hören war nicht nur durch die Informationsverbreiterung, sondern auch durch das im Gespräch entstandene Kommunikationsnetz zwischen Komponist, Publikum und Interpretinnen (die in das Gespräch miteinbezogen waren) ein deutlich direkterer Zugang zur Musik auszumachen. Vermittlung von Musik kann kaum besser und engagierter realisiert werden.



Flirrende Dialoge und virtuose Klänge (Gertrud Firnkees)
in: Neuen Musikzeitung (6/97)

(...) Nächstes Werk war "Rapprochement" (1992) für Violine und Violoncello von Karlheinz Essl. Dem Thema gemäß entfaltete sich zwischen den beiden Instrumenten ein vorsichtiges Annähern und ein Dialog mit weit auseinanderliegenden Intervallen und flirrenden Sekundenbewegungen. Das Miteinander, Gegeneinander und Nacheinander wurde mit wohldosierten instrumentalen Verfremdungen verbrämt. Es endete im dreifachen piano. Der Komponist, dessen Musik man als eine Verbindung von Darmstädter und sogenannter dritter Wiener Schule ansehen kann, lehrt derzeit Computermusik an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz...(...) Viel Beifall für ein außergewöhnliches Ensemble und auch für ein interessantes Programm.

[Anläßlich eines Konzertes des "Ensemble Köln" am 8.3.97 im Gasteig, München]



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Updated: 22 Jan 2021

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