Karlheinz Essl

Sequitur

for various solo instruments and live-electronics
2008-2010



Musikalische Farbwelten (Thomas Schäfer)
in: Rems-Zeitung, Schwäbisch Gmünd 22.11.2021

Eine andere Herausforderung bietet Sequitur XI für Vibraphon, Becken und Live-Elektronik" von 2009 und Karlheinz Essl, überzeugend und virtuos in Szene gesetzt durch den Schlagzeuger, Tonkünstler und Vibraphonisten Hannes Brugger. Es handelt sich um die Schaffung eines kreativen Klangraums mit sich im Raum perpetuierenden und verändernden Tönen und deren Finessen, Sounds und Klangfarben, die sich in Kreationen kreuzen, verfremden, auflösen oder harmonieren, ein Balanceakt zwischen einfacher Melodie, sphärischen Klängen und einem sich erweiternden Klangraum, der in der Franziskuskirche zum Teil sogar surreal bis psychedelisch wirkt. Eine brillante „Performance" von Hannes Brugger.


Weibliche Hybridwesen (Michaela Preiner)
in: European Cultural News, 19.01.2019

Mit Sequitur_caleidoscopia ext. kam ein Werk mit der musikalischen Grundlage von Karlheinz Essls Sequitur IIIb und Sequitur IVb zur Aufführung, das in der miterlebten Vorstellung eine überraschende Wende erfuhr. Die mit computergesteuerten Visuals ausgestatte Produktion ließ – sowohl was die musikalische als auch die tänzerische Aussage betrifft – jede Menge Interpretationsspielraum.

Essl verwendet für das Stück den Einsatz einer live gespielten Viola, die mit synthetischen Klängen aus dem Computer ergänzt wird. Das Programm dazu verwendet die Live-Klänge der Viola und stattet sie mittels zufällig gewählter Sequenzen mit Klängen aus, die bei jeder Aufführung anders sind. Obwohl diese Komposition von der Besetzung her dualistisch angelegt ist, verschmelzen diese beiden Partien in einigen Passagen zu einem untrennbaren Ganzen. Sowohl für die Musikerin Judith Reiter als auch für die Tänzerin Andrea Nagel bringt dieses Stück eine große Herausforderung mit sich, denn die einzige Konstante des Werkes ist die der Veränderung.

Andrea Nagl zeigte in ihrer eigenen Choreografie Bewegungsmuster, die sich in unterschiedlichen Abfolgen wiederholten. Dabei wurde man immer wieder auch an frühe Werke des Ausdruckstanzes des 20. Jahrhunderts erinnert. Dennoch wurde der Bogen zum choreografischen Repertoire unserer Zeit ebenso aufrechterhalten. Konzentrierte, langsame Gesten, Rollen am Boden, immer wieder ein ausgestreckter Arm und eine ausgestreckte Hand unterstrichen die artifizielle Werkanlage.

Nach üppigen Klängen und bildmächtigen Schwarz-Weiß-Projektionen von MONOCOLOR (Marian Essl), in welchen sich geometrische Strukturen hin zu organischen verwandelten, stoppte sowohl der elektronische Klang als auch die Bildprojektion. Lediglich das organische Klangbild der Viola und der Tanz von Nagl blieben für eine lange Strecke die bestimmenden Elemente. In dieser konzentrierte sich das Geschehen wesentlich stärker auf die Person der Tänzerin, auf das Menschliche an sich, als dies zuvor der Fall gewesen war. Dass es sich dabei nicht um einen gewollten Kunstgriff, sondern um einen Ausfall des Computersignals gehandelt hatte, erfuhr man erst nach Ende der Performance, die jedoch gerade durch diese technische Panne eine weitere und auch logische Komponente erhalten hatte. Die zunehmende Hektik und Getriebenheit der Choreografie, die ihre Entsprechung im Klangbild fand, endete letztlich ruhig, aber dennoch mit einer finalen Schrecksekunde, in der ein letzter Atemstoß der Tänzerin zu vernehmen war.


Tanz! Andrea Nagl und Monika Huemer/Natascha Wöss (Rando Hannemann)
in: tanz.at, 14.01.2019

Einen der leider so selten gewordenen Abende reinen zeitgenössischen Tanzes präsentierte das Wiener OFF-Theater an zwei Abenden. Das erste, circa halbstündige Stück , Andrea Nagl im Mai 2018 im Wiener Tanz*Hotel uraufgeführtes Sequitur_caleidoscopia ext., entstand als choreographische und tänzerische Reaktion auf einen 14-teiligen Zyklus von Kompositionen Neuer Musik für verschiedene Instrumente und Live-Elektronik, Sequitur von Karlheinz Essl, aus dem sie die zwei für Viola geschriebenen Teile IIIb und IVb, hier live gespielt von Judith Reiter auswählte und "vertanzte". Die Solo-Musik, atonal, arhythmisch, reich an Glissandos, Fermaten und Pausen, wird durch eine eigens für sie entwickelte Software mit verschiedenen Effekten in den Raum gegeben, den Originalklang der Viola nie verdeckend. Die auf die Rückwand projizierten Live-Visuals von Marian Essl (MONOCOLOR), dem Sohn des Komponisten, ergänzen das Setup zu einer akustisch-visuellen Gesamtheit, die natürlich durch den Tanz Andrea Nagls geprägt wird. Sie und die Bratschistin interagieren. Andrea Nagl entwickelt in ihrem Tanz ein Bewegungsvokabular, das, wie die Musik selbst, kontrapunktisch auf sich selbst und die Musik reagierend den Bühnenraum nutzt und füllt. Ihre genauen, kraftvollen, teils skulpturalen Bewegungen werden ebenso wie ihre starke Bühnen-Präsenz vom Lichtdesign (sie wird fast ausschließlich von der Seite beleuchtet) ausdrucksstark in Szene gesetzt.

Diese gelungene Kombination aus Live-Musik, Solo-Tanz und Live-Visuals entfaltet eine Poesie, die gefangen nimmt und lange nachwirkt.


TANZ*HOTEL – WERKSCHAU 15 (Ditta Rudle)
in: TANZSCHRIFT, May 2018

Sequitur_caleidoscopia nennt Andrea Nagl ihre Choreografie, eine „atonale Choreografie“, ein Stück, das sie mit dem Komponisten Karlheinz Essl und dem jungen audiovisuellen Künstler Marian Essl (aka MONOCOLOR) (* 1993) erarbeitet hat. Ausgangspunkt ist Essl Komposition für Viola und Live-Electronics Sequitur IVb, die Nagl in Bewegung umsetzt. Marian Essl übersetzt sie in Bilder, fließende Visuals in allen Grautönen, die sich im Fortschreiten der Performance in Weiß und Schwarz auflösen. Weiß und schwarz ist auch Nagls Kostüm, eine lockere Bluse über der schwarzen Hose. Das Kostüm einer Künstlerin. Nagl gelingt es mit ihrem reichen Repertoire an harten, eckigen oder ineinander fließenden Bewegungen und weit ausschwingenden Armen und Beinen, tatsächlich die Struktur der Musik, die Melodienbögen, die Akzente, Pausen und Wiederholungen, der Viola und des aus dem Live-Input des Instruments erzeugten Live-Inputs, der die Grundstruktur weiterspinnt oder beantwortet, im Tanz widerzugeben und gemeinsam mit den Visuals auf der großen Videowand im Hintergrund sichtbar zu machen. Für mich wird so neue Musik erklärt, ich kann das Sichtbare und das Hörbare als ein Werk genießen.

Andrea Nagl ist eine erfahrene Tänzerin und Tanzpädagogin, deren Interesse der Möglichkeiten freier Improvisation und instant composition und der Zusammenarbeit mit anderen Sparten gilt. Die Umsetzung der Struktur in Karlheinz Essls Sequitur (IVb ist für Viola geschrieben) hat sie gereizt, so wurde der tanzende Körper zu einem weiteren Instrument inmitten der Komposition.


IGNM @ prattica E: Elektronik und ... (Franz Josef Kerstinger)
in: Ö1 Zeitton, 15 Dec 2016

(...) Die von Daniel Mayer angesprochenen elektronischen Mittel als auch die vielfältigen instrumentalen Klangmöglichkeiten nützt Karlheinz Essl etwa ausgiebig in den Stücken seines 14-teiligen Zyklus’ Sequitur, in dem er unterschiedliche Soloinstrumente mit Live-Elektronik kombiniert. Er knüpft an Luciano Berio an, der Stücke für Instrumente komponiert hat, die den InterpretInnen Einiges an klangspezifisch-virtuosen Finessen abverlangen. Essl erweitert diese Klangmöglichkeiten um den elektronischen Aspekt. Kevin Fairbairn hat sich beim Minoritenkonzert am 14.11.2015 dem Posaunenpart gestellt, den sich Karlheinz Essl in Sequitur X ausgedacht hat. (...)


CD Review: Phantasm - Eric Honour (Jon Fielder)
in: KLANG - NEW MUSIC ON THE FRINGE, 12 Dec 2015

(...) Karlheinz Essl’s Sequitur VII was of particular interest to me when I saw it on the track listing, as I’ve assisted in the performance of three other of Essl’s "Sequitur" pieces. The concept behind the piece is that the saxophone essentially creates its own accompaniment through the use of canons produced by delay lines from the computer. This might seem simple in concept, but the execution of Essl’s "Sequitur" pieces is quite difficult and involves an incredible degree of focus and clarity on the part of the performer. The final result of the piece is a constantly evolving organic texture that blurs the line between what is being repeated as the electronic “canon” and what is being introduced as new material by the performer. (...)


Whatever Shall Be. Music for Toy Instruments and Electronics (Dirk Wieschollek)
in: Neue Zeitschrift für Musik, 02/2014 (Schott: Mainz 2014)

(...) In Anlehnung an Berios "Sequenzas" lotet Essl in der Sequitur-Reihe die Ausdrucksmöglichkeiten verschiedener Soloinstrumente aus. Seine Liebe zum melodieträchtigen Metallspielzeug macht dabei beim Toy Piano nicht halt: In Sequitur XIV (2009) ist es – was Essls erstes Toy-Piano-Stück quasi ankündigte – eine Kalimba, die hier, verwickelt in komplexe kanonische Bewegungen und digitale Real-Time-Prozesse, teils in völlige Geräuschhaftigkeit aufgelöst ist; (...) Das Schöne an diesen Stücken ist, dass Essl bei aller Auflösung und Entgrenzung der traditionellen instrumentalen Oberflächen immer wieder zum natürlichen Charme des Ausgangsmediums zurückkehrt.


Lautstark bis reduziert: musikalische Randgebiete
"Randzonen" im Essl Museum (Sabine Seuss)
in: Österreichische Musikzeitschrift, 01/2014, S. 96

(...) Die Pianistin Jennifer Hymer präsentierte dabei eigens für das Daumenklavier komponierte Werke (...). Die Klänge wurden teilweise durch Mikrophone direkt am Instrument abgenommen und mit elektronischen Loops, verfremdeten Klängen und Zuspielungen kontrastiert. Dabei wurde die gesamte Bandbreite des Instrumentes genutzt – besonders eindrucksvoll in dem Stück von Karlheinz Essl, der gleichsam eine musikalische Erkundungstour unternahm und sich über den Korpus langsam den Lamellen näherte.


Ungewohnt und deswegen ein echter Gewinn
Julia Mihály hat in Iserlohn ein erstaunlich großes Publikum gefunden und mit Neuer Musik begeistert. (Ralf Tiemann)
in: WAZ (27 Jan 2014)

Durch den Einsatz der vier Boxen, die das Publikum umgaben, wurde das Klangerlebnis aber noch einmal deutlich gesteigert. Zunächst mit dem Werk „Sequitur IX“ für Stimme und Live-Elektronik von Karlheinz Essl, bei der sie ihre Stimme durch ein vom Komponisten entwickeltes Computerprogramm verfremden, doppeln und verzerren ließ, was immer wieder neue Muster und harmonische Effekte aus dem Solo-Gesang herausschälte.


Electronics and Violin Get Together, and Myriad Sounds Ensue
Monica Germino Melds Violin and Electronics (Corinna da Fonseca-Wollheim)
in: New York Times (16 Jun 2013)

Karlheinz Essl’s “Sequitur III” for violin and live electronics demanded the most active engagement of Ms. Germino with the electronic musical component. Filtered through a computer program written by Mr. Essl, elements of her live playing were looped and played back in unpredictable ways, forcing her to adapt her own playing to the constantly changing sonic environment.


Percussionist Victor Pons puts elegant spin on vibraphone, electronica in solo debut (Mark Gresham)
in: ArtsATL, Atlanta (28 May 2013)

Percussionist Victor Pons performed a solo recital of music for percussion and electronics on Saturday at the Goat Farm Arts Center’s Goodson Yard. Titled “Ampere,” all of the show’s music focused on Pons’ primary area of interest, vibraphone with live electronics.

“The program acts as a survey of current works with live electronics, and I challenged myself to do it solo,” Pons wrote in the week before the concert. “Solo in the sense that I am triggering the electronic cues, volume and effects in the score through midi pedals and iPad controllers. This is opposed to the usual, where the performer plays while a person at the computer does all the ‘dirty work.’ The challenge (and excitement) is juggling both roles while making it seem as if I am not.”

The show closed with “Sequitur XI,” from 2009, by Karlheinz Essl, in what Pons called the “solo version world premiere” of this piece for vibraphone, cymbal and live electronics. What made this performance “solo” is that, as in all the previous works, Pons played the acoustic instruments while he simultaneously controlled all the electronics, tasks that in previous performances of the piece have been shared between two people.


Rückschau: Österreich liest (Thomas Fröhlich)
in: BIB-NEWSLETTER Musikuniversität Wien (8 Nov 2010)

Am 19. Oktober gab Karlheinz Essl, Komponist, Performer und MDW-Professor unter dem Titel BOOK OF SEQUITURS ein fulminantes Konzert. Gemeinsam mit der Mezzosopranistin Margarete Jungen, der Toy Piano-Spielerin Maria Kallionpää und dem Altsaxophonisten Lars Mlekusch gelang es ihm, die Anwesenden ausnahmslos in Begeisterung zu versetzen. Essl, der für die Live-Elektronik sorgte und auch selbst zur E-Gitarre griff, schuf ein sich gegenseitig befruchtendes Nebeneinander von haptischem und elektronischem Instrumentarium und ermöglichte eine faszinierende Gleichzeitigkeit von strenger Struktur und gezielt eingesetzten "Zufälligkeiten". In der popkulturell versierten Netzzeitschrift EVOLVER, die diesmal als Medienpartner der UB.MDW fungierte, erschien (nicht nur) aus diesem Anlass ein Artikel, den wir Ihnen nicht vorenthalten wollen: http://www.evolver.at/stories/Karheinz_Essl/


Das Vibraphon streicheln (Heike Eickhoff)
in: Allgemeine Zeitung Münster (14 Feb 2010)

Das Vibraphon kann, wenn es mit dem Cellobogen gestrichen wird, lange, glasklare Töne hervorbringen. Gekoppelt mit äußerst virtuos angewendeter Live-Elektronik kommen beeindruckend schöne Sounds heraus, entstehen Strukturen und Spannungsverläufe. Elektronik-Komponist Karlheinz Essl, ein Pionier dieser Szene, zauberte mit Schlagzeuger Stephan Froleyks eine äußerst spannende erste Konzerthälfte. In „Sequitur XI“ (2009) für Vibraphon, Becken und Live-Elektronik, das im Rahmen des diesjährigen Klangzeitfestivals im Kleinen Haus uraufgeführt wurde, dominierten lange die fließenden Sounds, unterbrochen von schnellem Spiel mit harten Schlegeln. Jede Wendung war wohlüberlegt. Weil Essl, der hier das Laptop bediente, und Froleyks so organisch zusammenspielten, entstand ein dichtes Musikgeflecht, ein kleines und feines Hörereignis für verwöhnte Ohren.


Ensemble on_line at the Austrian Cultural Forum Washington (Cecelia Porter)
in: Austrian Cultural Forum (30 Apr 2009)

Karlheinz Essl’s “Sequitur II” (2008-2009) sets the deeply colored sound textures of the bass clarinet against those produced and reproduced electronically, often resulting in flowing echo effects that thematically unify the entire structure. (...)


Sequitur (Samuel Gfeller)
in: Algorithmische Komposition und Live-Elektronik (Mai 2010)

(...) Ein anderes Beispiel für ein solches Modell ist der „Kanongenerator“, den Essl in seiner Werk-Serie „Sequitur“ für jeweils ein Soloinstrument und Live-Elektronik, verwendet. Das musikalische Modell lässt dabei einen kanonischen Kontrapunkt entstehen, der aus- schliesslich aus dem Inputsignal des Soloinstruments generiert wird. Vom Prinzip „Kanon“ wird dabei in erster Linie das verschobene Einsetzen von mehreren Stimmen übernommen. Dies geschieht jedoch nicht regelmässig, wie es bei herkömmlichen Kanons üblich ist. Das Eingangssignal wird innerhalb des Generators auf acht Stimmen vervielfacht und unterschiedlich verzögert. Was man vom Generator hört sind nun aber nicht die acht Stimmen miteinander, sondern eine Mischung der Stimmen, da sie in drei Instanzen per Zufall zusammengemischt und überblendet werden. Das Ergebnis von mehreren zufälligen Klangbearbeitungen ist eine Mischung, die aus einer bis acht Stimmen des Kanons besteht.


Sequitur (Julia)
in: Design Work by Karlheinz Essl - DESIGN-INTERACT blog (April 2008)

This new work comprises of performances using solo instruments including the flute, clarinet, trumpet, violin, cello, toy piano, e-guitar and voice mixed in with live electronics. The Sequitur program receives the input from the instruments, and differentiates it into eight parts. The random generator plays a different amount of parts each time, at various intervals all random. What is interesting about this is that there are inputs of music, but what comes out as the result is totally different to what was played. The processing is done in real time, with sound transformers altering the sonic shape.

The song Sequitur III for violin and live-electronics begins high pitched the setting for a film - a torturing scene. Then I feel the lost romance in the next tones. At the middle, it sounds like Chinese music for Peking Opera which elevates the mood. It becomes sad, and then the high keys of the piano makes it light again. That was the only instrument I can fully recognized, the process by which the violins and other music go through in Sequitur III it becomes intertwined and mysterious. What is different in their location to our context is that it all seems classical, yet modern without any harsh beats of a drum. Some parts make you tap your feet; other melodies make you concentrate more to the composition of the song.



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Updated: 25 Nov 2021

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