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Lexikon-Projekt (1996-98)
Multimediale Rauminstallation (1996-98) für den Klangturm St. Pölten
by Karlheinz Essl, Andreas Okopenko, Regina Freimüller and "Libraries of the Mind"



Kühlung im Strom der Daten und Töne
Installationen im Klangturm St. Pölten bescheren literarische und musikalische Genüsse (Reinhard Kager)
in: Der Standard (14./15./16.8.98)

Sankt Pölten - "Auch wenn wir die Hundstage lieben - das Nacktgehen, das Baden, den Vorgenuß Durst -, laßt uns nicht vergessen, daß wir Kältegeschöpfe sind." Bei 36 Grad Außentemperatur und einer noch viel größeren Hitze im bloß karg umhüllten, glühend-stählernen Klangturm fällt es schwer, dem Aufruf Andreas Okopenkos noch Glauben zu schenken: Ein süffisantes Bonmot aus dem Lexikon-Roman, dessen Ironie durch die erschwerten Rezeptionsbedingungen dieser Tage noch verstärkt wird.

Wer das mit neuen Klanginstallationen bestückte Wahrzeichen Sankt Pöltens besuchen möchte, sollte wohl das Ende der Hundstage abwarten - bis zum 30. August ist ohnehin noch Zeit. Dann läßt sich's vielleicht gemütlicher spielen mit den Versatzstücken von Okopenkos 1970 entstandenem Lexikon-Roman, den der Komponist Karlheinz Essl elektronisch aufbereitet und mit seiner eigenen Lexikon-Sonate vernetzt hat.

Jedesmal, wenn auf dem Laptop in der obersten Klangkugel des Turms eines der unzähligen, lexikalisch geordneten Stichworte angeklickt wird, aus dem dieser urige Hyper-Link-Roman zusammengesetzt ist, ertönt nämlich auf der darunter befindlichen Klangebene ein Klavier. Aus Segmenten der Klavierliteratur der gesamten Musikgeschichte besteht Essls Lexikon-Sonate, die sich, gesteuert via Computer, beim Aufsuchen neuer Stichworte aus Okopenkos Roman schlagartig verändert. Ein lustvoll-zielloses Surfen durch die Auen der Donau, die dem Benutzer auf dem Bildschirm anhand von Keywords, wie eben Hundstage, den Weg weisen.



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Updated: 15 Aug 1998

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