Mit dem Beginn meines Musikwissenschaftsstudiums hatte ich meine musikalische Unschuld verloren und war tief in die Welt des Mittelalters hinabgetaucht, die mich unendlich faszinierte. Wie ein Archäologe entdeckte ich dort fremdartige Musiken, die nicht allein als Klang in Erscheinung traten, sondern voll geheimer Botschaften waren, verklausuliert in Ziffern und Zeichen. Und wiederum war es die Lust, dieses empirisch angeeignete Wissen selbst auszuprobieren. Daraus entstand 1980-81 die Missa Aeolica für vierstimmigen gemischten Chor, das einen sogennanten "inneren Cantus firmus" als Ariadnefaden aufweist, der sich durch alle fünf Messteile in mannigfachen Erscheinungsformen schlängelt. Die gesamte Kompositions ist voller kontrapunktischer Verrücktheiten, deren Höhepunkt das "Kyrie II" darstellt - ein strenger dreistimmiger Kanon in drei verschiedenen Tonarten gleichzeitig. Uraufgeführt wurde dieses Chorwerk vom "Kammerchor Kontrapunkte Klosterneuburg" (wo ich begeistert mitsang) unter der Leitung von Erke Duit.
"Kyrie II" aus der Missa Aeolica
"Agnus Dei II" aus der Missa Aeolica
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Updated: 11 Oct 2024